Blog Interview Entscheiden Cover Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin mit Annabelle Atchison

Annabelle Atchison

Beste Entscheidung ihres Lebens. Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:

1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)

Die Entscheidung für meinen Mann. Ich merke wirklich jeden Tag, wie viel besser, leichter und erfolgreicher mein Leben ist, weil ich einen Partner habe, der ein echter Partner ist. Wir sind ein verdammt gutes Team. Das merke ich noch mal potenziert, seit wir unsere Tochter haben.

Zweitbeste Entscheidung in jüngerer Vergangenheit war, mich beruflich neu aufzustellen. Ich hatte sehr lange mit mir gerungen, war schon lange nicht mehr erfüllt und glücklich mit meiner Situation. Obwohl der Exit alles andere als rund lief, war es für meine emotionale, mentale und physische Gesundheit genau die richtige Entscheidung.

6 1/2 Fragen:

1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?

Obwohl ich gerne sagen würde, dass ich unheimlich strategisch an Entscheidungen gehe, so ist es doch ganz oft das Bauchgefühl. Das speist sich natürlich aus all den bisherigen Lebenserfahrungen.

2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?

Ich spreche mit meinen vertrauten Personen darüber. Gern auch fünfmal. Ich recherchiere. Ich lasse manchmal etwas Zeit vergehen, wenn das möglich ist. Oft scheinen schwere Entscheidungen nur im Moment so furchtbar schwer zu sein. Mit ein bisschen Abstand sieht man da klarer, oder die Umstände haben sich schon wieder verändert.

Mein Mann sagt allerdings, dass ich Entscheidungen oft sehr schnell treffe (und dann auch sehr konsequent und idealerweise sofort umsetze). Lustig, wie da Selbst- und Fremdbild auseinander gehen.

3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?

Meine Realität ist die Summe meiner Entscheidungen. Ich bin zwar der romantisierten Ansicht, dass alles aus einem Grund passiert. Aber würde das nie als Ausrede gelten lassen, mein Leben nicht selbst aktiv zu gestalten.

 

4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?

Kein klassisches Märchen. Aber Peter Pan von J. M. Barrie und Winnie Pooh von A. A. Milne (beide Male die Bücher, nicht die Filme) habe ich als Kind und auch als Teenager sehr geliebt. Simple Weisheiten über die menschliche Natur. Der Alchemist von Paulo Coelho schlägt in die gleiche Richtung.

Meine Mutter hat uns früher 'Die Schildbürger' und alles mögliche von Ephraim Kishon vorgelesen, daran denke ich auch noch oft. Davon ist viel hängen geblieben.

Inzwischen sind die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett meine Lieblingsgeschichten.

5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?

Das ist eine gar nicht so leichte Frage und ich schwanke zwischen Sicherheit und Autonomie. Ich habe das Glück, schon immer ein tolles Safetynet zu haben - Familie, Freunde, genug Geld gespart, ich kann mich auf meine Fähigkeiten und Fertigkeiten verlassen. Ich kann also schlecht beurteilen, ob Sicherheit am wichtigsten ist, weil ich sie noch nie nicht hatte.

Auf der anderen Seite merke ich aber auch, wie wichtig es mir ist, selbestbestimmt mein Leben, aber vor allem auch meinen Beruf, zu gestalten. Ich gehe auf, wenn ich aktiv Strukturen, Projekte, Ideen mitgestalte, wenn ich selbst mit anpacke, oder zumindest die Richtung vorgebe.

Für den beruflichen Bereich wähle ich also die Autonomie noch vor der Sicherheit.

6. Wer ist Dein größtes Vorbild?

Ich habe nicht wirklich ein Vorbild. Ich bin ganz zufrieden, original Annabelle zu sein. Ich denke, ich bewundere eher Teilaspekte bei anderen statt (nur) einen Menschen als Ganzes.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Da gibt es viele. Ich picke jetzt einfach mal eine Idee von mir heraus: Community Management fürs Internet. Das gesamte Internet (wieder?) zu einem Ort machen, an dem miteinander diskutiert werden kann und man sich sicher fühlt. Es gibt ja auf vielen Plattformen eine Netiquette, aber zum einen halten sich die meisten nicht daran, und zum anderen hat dieses Fehlverhalten dann keine Konsequenzen. Ich würde gern eine Taskforce gründen, die dafür sorgt, dass gewisse Standards des menschlichen Miteinander im Netz eingehalten werden. Und so wie Fake News, Hass und Radikalisierung aktuell aus dem Netz ins real life schwappen, so würde hoffentlich die Ent-Polarisierung des Webs dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft auch offline wieder mehr in den Dialog findet.

Annabelle Atchison    linkedin.com/in/annabelle-atchison