Blog Interview Entscheiden Cover Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin mit Daniela Salzborn

Daniela Salzborn

Beste Entscheidung ihres Lebens. Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:

1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)

Die beste Entscheidung meines Lebens habe ich im Jahr 2017 getroffen. In diesem Jahr habe ich zusammen mit meinem Mann beschlossen, noch einmal beruflich neu durchzustarten – raus aus dem Büro, rein in die Gesundheits- und Krankenpflege. Eine neue Berufsausbildung, 3 Jahre, nochmal ganz von vorne. Warum? Bitte glaubt mir eins, diese Frage habe ich mir in den drei Jahren Ausbildung mehr als einmal gestellt. Warum raus aus einer Tätigkeit, in der ich gut war, eingespielt und eigentlich auch viel Freude hatte? Ich hatte ein tolles Arbeitsumfeld und eine Kollegin, die mittlerweile zu einer sehr guten Freundin geworden ist. Warum? In mir spürte ich ein Verlangen, mich verändern zu wollen. Ich wollte nicht mehr wissen was mich den Tag über erwartet, ich wollte lernen, mich entwickeln, wachsen – doch dies habe ich für mich nicht mehr im kaufmännischen Bereich gesehen.

Warum also den Wechsel in einen Beruf in dem ich wenig planen kann? Keine geregelten Arbeitszeiten mehr, in drei Schichten arbeiten, wenig frei, arbeiten am Wochenende und an den Feiertagen, einspringen, wechselnde Kollegen, Patienten wie sie unterschiedlicher nicht sein können, Ärzte die jeder für sich andere Anforderungen und Erwartungen haben – ich könnte ewig weiter aufzählen. Doch genau das fordert mich, auf eine Art und Weise, die mich wirklich zufrieden stimmt, mich stolz macht, jeden Tag aufs neue. Es ist für mich eines der schönsten Gefühle, nach dem Dienst aus der Arbeit zu gehen und für mich sagen zu können „ich habe mein aller Bestes“ getan. Für mich sind meine Patienten keine Ware, die ich nach „Plan“ versorge. Ich bin die Augen meiner Patienten, ich sehe ihnen an, wenn etwas nicht stimmt, wenn sie etwas brauchen. Ich bin der Mund für meine Patienten, die oft nicht sprechen können. Ich bin die Ohren meiner Patienten – erkläre was sie nicht verstehen, erkläre was ich tue und warum. Ich bin die Hände meiner Patienten, die sich oft nicht mehr selbst versorgen können. Ich bin die Füße meiner Patienten – ich bringe ihnen was sie brauchen und im Notfall renne ich… Ich nehme meine Patienten in den Arm, wenn ich sehe, dass sie es brauchen. Genauso halte ich ihre Hand, wenn ich denke, dass es genau das ist, was sie gerade brauchen. Ja, ich liebe meinen Beruf, ich bin angekommen.

Ach ja, ich habe euch noch gar nicht verraten, was ich nun genau beruflich mache: Ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin auf einer neurologischen Intensivstation und habe vor einigen Wochen mit meiner Fachweiterbildung zur Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege begonnen – zwei Jahre lernen, Prüfungen, wechselnde Stationen - ich freue mich auf jeden einzelnen Tag, an dem ich lernen und wachsen werde. Ehrenamtlich bin ich noch Ausbilderin für Erste Hilfe beim BRK – es macht mir Spaß die Inhalte zu vermitteln und den Teilnehmern so etwas mehr Sicherheit in Notfallsituationen auf den Weg zu geben.

6 1/2 Fragen:

1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?

Ganz viel Bauchgefühl, meinen Mann und hier und da natürlich auch Freunde – die mir oftmals einen anderen Blickwinkel ermöglichen.

2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?

Wie oben schon geschrieben, ist hier Bauchgefühl dabei. Doch damit meine ich gar nicht unbedingt, Gefühl und los, sondern eher, dass ich auf mich und meinen Körper höre, wie fühlt sich das Eine oder das Andere an. Und eine wirklich schwere Entscheidung treffe ich nicht alleine. Oft ist es mein Mann, der mir in vielen Entscheidungen das Vertrauen und oft auch die Kraft schenkt, welche ich da noch nicht verspüre oder habe.

3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?

Entscheidungen sind erst mal nur „der erste Schritt“, das hat für mich wenig mit Realität zu tun. Oftmals sind Entscheidungen erst mal nur ein Wunsch, Traum oder ein Plan welchen ich verfolge und manchmal zeigt erst der Weg, wie Real es wirklich ist oder wird.

4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?

Aschenbrödel – irgendwie hatte ich als Kind das Gefühl, ihr sehr ähnlich zu sein…

5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?

Ich denke generell, dass alle drei sehr wichtig sind. Doch wenn ich entscheiden müsste, welches bei mir auf Platz eins steht, dann ist es Autonomie – egal was ich tue, dass bin ich und ich gehe den Weg, ich stehe zu 100 % dahinter – auch hinter den Folgen, die sich manchmal daraus ergeben.

6. Wer ist Dein größtes Vorbild?

Ich habe nicht ein Vorbild. Es gibt viele Menschen, die ich bewundere für eine Eigenschaft, die ich gerne hätte. Und diese Menschen sind genau für diese Eigenschaft mein Vorbild.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Dem einen oder anderen Menschen die Möglichkeit zu einen zweiten „ersten“ Eindruck zu geben. Oft entscheidet der erste Eindruck über unglaublich viel im Leben. Doch manchmal wird dieser von so vielen Faktoren beeinflusst – also warum nicht nochmal hinschauen?

Vielleicht macht es die Welt nicht unbedingt zu einem besseren Ort, jedoch macht es uns zu offeneren Menschen.

Daniela Salzborn