Blog Interview Entscheiden Cover Diana de Morales mit Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin

Diana de Morales

Beste Entscheidung ihres Lebens? Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:

1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)

Für manche mag es befremdlich anhören, wenn ich über die beste Entscheidung meines Lebens erzähle. Denn die beste Entscheidung war eine Operation.
Seit ich denken kann, war ich immer schon übergewichtig und ich habe mein Leben lang versucht gegen mein Übergewicht anzukämpfen. Habe sämtliche Diäten und Ernährungskonzepte ausprobiert und immer wieder auch Phasen gehabt, in denen ich extrem viel Sport getrieben habe. Das Abnehmen selbst war selten das Problem. Aber das verlorene Gewicht auf Dauer zu halten war eine schier unlösbare Aufgabe. Die Folge war ein unerbittlicher und grausamer Jo-Jo-Effekt, der mir jedes Mal noch mehr Kilos als zuvor bescherte. Am Schluss erreichte ich ein Kampfgewicht von 114kg und erlangte einen Zustand, den man in der Medizin als Adipositas Grad 3 bezeichnet.
Da ich mein Gewicht nicht in den Griff bekam, habe ich mich für einen drastischen aber sehr effektiven Schritt zur Bekämpfung der Adipositas entschieden und die beste Entscheidung meines Lebens getroffen. Ich habe mir in einer aufwendigen OP einen Magenbypass legen lassen. Durch diese OP-Methode wird der Magen drastisch reduziert, so dass ich nur noch sehr kleine Mengen Nahrung zu mir nehmen kann. Und dies mein Leben lang!
Seither habe ich mich mit über 54 Kilo Gewichtsabnahme quasi halbiert.

6 1/2 Fragen:

1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?

Es mag sich erstmal widersprüchlich anfühlen, aber oft werden meine Entscheidungen von vielen Ängsten beeinflusst. Aber genau hier muss man eben differenzieren. Denn unsere Ängste sind nicht dazu da, um uns im Leben aufzuhalten oder zu stoppen. Sie zeigen vielmehr auf, wo mögliche Gefahren liegen, die man auf dem Weg beachten sollte. Wichtig ist es, sich nicht von diesen Ängsten lähmen zu lassen und aufzugeben. Wenn ich mir dessen bewusst bin, leiten mich meine Ängste erfolgreich durch meine Entscheidungen durch.
So war es z.B. die Angst, nicht besonders alt zu werden und früh sterben zu müssen, die mich dazu gebracht hat mich für die Magen OP zu entscheiden. Und nur deshalb kann ich jetzt erst ein gesundes und glückliches Leben führen.

2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?

Ich versuche mir vorzustellen, was das Schlimmste ist, was passieren könnte, wenn ich diese Entscheidung treffe. Entweder versuche ich mir für diesen Fall schon einen Plan B auszuarbeiten oder ich frage mich, ob ich mit dem Worst Case leben und arbeiten könnte? Je nachdem entscheide ich mich dann für oder gegen eine Sache.
Sollte mir aber zu diesem Zeitpunkt eine Entscheidung immer noch schwer fallen, hilft es mir den Blickwinkel auf die Sache zu ändern. Dieser heißt Alice und ist meine Ehefrau. Sie ist ein sehr guter Entscheidungskompass, denn sie selbst ist eine absolute Powerfrau und eine Optimistin durch und durch.

3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?

Entscheidungen sind immer Realität und beeinflussen diese auch als solche. Hätten sie nichts mit der Realität zu tun, dann wären es ja nur Hypothesen und Fiktion. Jede einzelne Entscheidung, die wir treffen und sei sie auch noch so klein, hat eine unmittelbare Auswirkung auf unser Leben.

4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?

Ganz ehrlich, die ganzen klassischen Märchen haben mir nie gefallen, da es mir als Kind dort zu viel um Gewalt und Rache ging. Ich habe schon damals lieber auf das Gute im Menschen geschaut, deshalb habe ich „Das kleine Gespenst“ geliebt. Das war entgegen der allgemeinen Erwartung ein sehr liebes und lustiges Gespenst, das von den Kindern geliebt wurde und mit dem man einfach mitgefühlt und -gefiebert hat. Eine Eigenschaft, die mich selbst ganz gut beschreibt. Ich fiebere und fühle auch immer mit meinen Mitmenschen mit.

5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?

Für mich persönlich ist es das Gefühl der Sicherheit. Ich möchte einfach beruhigt in einem Land leben, in dem ich weiß, dass ich nicht aufgrund meiner sexuellen Orientierung, Religion oder Meinung verfolgt, verurteilt und/oder bestraft werde. Und dass ich mit meiner Familie und Freunden in Sicherheit und Frieden leben kann. Ein Gut, das in der heutigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich ist und das viele von uns viel zu selten wirklich zu schätzen wissen.

6. Wer ist Dein grösstes Vorbild?

Das ist meine Frau Alice. Sie hatte kein leichtes Leben und dennoch ist sie der fröhlichste, warmherzigste und optimistischste Mensch, den ich kenne. Von ihr habe ich gelernt, mich noch mehr auf das Gute in der Welt zu konzentrieren und dass es für (fast) jede Herausforderung auch eine Lösung gibt. Sie gibt mir den Glauben an mich zurück, in Zeiten, an denen ich vielleicht mal an mir und meinen Entscheidungen zweifle.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Wenn die Menschen sich endlich mal dazu entscheiden würden, auf die Worte eines 16-jährigen Mädchens zu hören und darüber nachzudenken, was jeder einzelne im Kleinen machen könnte, statt nach Gründen zu suchen, warum man dieses Mädchen kritisieren, verurteilen und schlecht reden könnte, nur um ja keine Einschränkungen bei der eigene Bequemlichkeit und Komfort vornehmen zu müssen.

 

Diana de Morales,  YoutubeChannelDiana,    www.demorales.de