Blog Interview Entscheiden Cover Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin mit Heinrich Fischer

Heinrich Fischer

Beste Entscheidung seines Lebens? Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:

1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)

Als spontaner Mensch würde ich erst mal antworten mit „geboren zu werden“, der Rest ist eine Folger dieser Entscheidung. Ich kann mir aber vorstellen, dass  die Frage nicht so gemeint war und möchte einen zweiten Versuch starten:  Ich glaube die Beste Entscheidung war, mir keinen Thermomix zu kaufen…. Stopp – Halt – ich bin wieder nicht ernsthaft bei der Sache.

Ich glaube, die beste Entscheidung war  meine Systemische Ausbildung im SySt-Institut. Ich bekam dadurch ein Vokabular für das was ich schon immer mache und was in dieser Antwort auf die erste Frage schon anklingt: Zusammenhänge in unterschiedlichen Kontexten betrachten. Der erste Versuch auf diese Frage war ein „Hoch-Chunken“ wie man im NLP sagen würde und die zweite Antwort (mit dem Thermomix) war eine erst mal unsinnige Kontextualisierung, die beim Fragesteller meistens schon eine Irritation hervorruft und daraufhin wird in einem Gespräch erst mal ein gemeinsamer Bezugsrahmen geschaffen… und dann kanns los gehen.

6 1/2 Fragen:

1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?

Bauchgefühl, Erfahrungen, Modelle über Zusammenhänge, Logik, Kontexte.

Ich verstehe mich als dialoghaftes Wesen – nicht nur in der Kommunikation mit anderen, auch mit mir selber. Ich arbeite momentan als Teilprojektleiter in einem großen Projekt in der IT. Jede Untergruppe meiner Kunden hat eine eigene Kultur herausgebildet, die völlig unterschiedlich reagiert und unterschiedliche Werte vertritt. Um an mein Projektziel zu kommen verwende ich bei den unterschiedlichen Gruppen unterschiedliche Ansprachen, Ansprechpartner, Vorgehensweisen und ich kommuniziere unterschiedliche Regeln. Mein Bauchgefühl hat mir schnell gesagt, die einen wollen Informationen und kommen dann auf die richtigen Schlüsse, die anderen wollen wenig Verantwortung übernehmen, also treffe ich Entscheidungen für sie und frage ob sie da was dagegen haben? Da sie sich oft nicht zum Widerspruch aufraffen können (sich nicht dafür entscheiden), komme ich zügig zum Ziel – in ihrem Sinne und auch wirklich fair.

Dieses Beispiel zeigt gut, wie bei mir Entscheidungen entstehen: Wenn eine bewährte Vorgehensweise nicht zum gewünschten Ziel führt, kommt das Bauchgefühl und berichtet: „Heinz, hier stimmt was nicht“, dann kommen die Modelle die mir oft kognitiv helfen zu verstehen, was der Kunde braucht, oder wo das Problem liegt, dann breche ich runter, wie ich ein Ergebnis auf die Handlungsebene bringe.

2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?

Ähnlich. Wobei ich in unterschiedlichen Rollen unterschiedliche Strategien nutze: Als Krisenmanager (und mit 20 Jahren Erfahrung im IT-Support ist man das), werde ich immer klarer, je drängender das Problem ist. Ich vermute, da kann ich auch mal unangenehm werden.

Als Planer, suche ich nach stimmigen Lösungen, die eine Betrachtung aus unterschiedlichsten Blickwinkeln standhalten. Da trage ich ein Thema auch mal ein paar Wochen mit mir rum und dann habe ich eine Lösung, die gerne mal als Standardlösung angenommen wird.

Der Begriff „Entscheidung“ hat ja unheimlich viele Bedeutungen. Wenn ich vor der Eisdiele aus den 40 Sorten dann 3 auswähle, ist das schon eine Entscheidung? Eine Schwere? Wenn ich sehe, wie lange ich oft warten muss, bis der Vordermann oder die Vorderfrau sich entschieden hat: Ja ist eine schwere Entscheidung. Andererseits tendiere ich gerade zu sagen, richtig schwere Entscheidungen gibt es nicht – wenn ich mir meiner Werte bewusst bin und wenn ich mir meiner Rolle bewusst bin.

3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?

Ich denke vieles was die „Realität“ darstellt, ist Folge von Entscheidungen. Und ich glaube, wenn eine genügend große Zahl an Menschen unterschiedliche Entscheidungen trifft kann das für meine Entscheidungen ein Umfeld ergeben in dem der Zufall regiert.

Heinz von Förster, hat in seiner pointierten Arte einmal gesagt „Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden“

Damit spricht er in meinem Verständnis etwas sehr wichtiges an: 1. Entscheidungen bedienen immer ein Element des Zufalls (sonst könnte man es einfach berechnen) und ich möchte ergänzen: Entscheidungen setzen den Startpunkt für die Umsetzung von Ideen und Plänen. Eine Entscheidung öffnet die Türe um von einem Vorsatz in die Handlungsebene zu kommen.

Korzybski nennt das die Brücke des Als-Ob um vom Wunsch zum Vorsatz zu kommen.

4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?

Der kleine Muck.

5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?

Sicherheit - Maslow

6. Wer ist Dein größtes Vorbild?

Puh – ich?

Als ich 5 war, war es Tarzan – heute kann ich nicht mal mehr den Tarzan-Schrei und ich sehe heute im Lendenschurz bescheuert aus. Das will keiner.

Letztendlich bin ich weg vom Vorbild, sondern tendiere eher zu multiplen Vorbildern von denen ich gewisse Aspekte lernen möchte.

Meine Lehrer aus dem SySt-Institut sind sicher sowas wie Vorbilder für mich – ich glaube auch zukünftig unendlich viel von ihnen lernen zu können, finde meine Version der Timeline-Arbeit im Coaching aber kreativer und vielseitiger und humorvoller. Ich glaube die Vorbilder sind wichtig und große Einflussfaktoren, wenn es uns gelingt, die Vorbilder zu Quellen zu machen, aus denen wir uns immer wieder Inspiration holen für gewisse Aspekte im Leben, sind wir einen großen Schritt weiter. Wir entledigen die Vorbilder von der Pflicht immer auf dem doofen Sockel zu stehen und müssen nicht immer auf die Vorbilder fixiert bleiben, wir müssen dann nicht so vor ihnen stehen, dass wir Ihre Brüche nicht sehen, sondern sind durch den Fluß  des Lebens mit den Quellen verbunden und wissen doch, wir speisen uns aus ihnen.

Darum gibt es in meiner Vorstellung auch eine Version von mir, wie ich gerne sein möchte.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Karl Valentin hat mal gesagt, jedes Ding hat 3 Seiten, eine Positive, eine Negative und eine Komische. Die Entscheidung diese drei Seiten zu sehen, wäre schon ein großer Schritt. Humor setzt die Fähigkeit voraus, Kontexte zu erkennen und andere Standpunkte einzunehmen… wenn in der Beratung oder im Coaching jemand über sei Problem lachen kann, ist die Lösung schon sehr nahe…

Heinrich Fischer mit-wirkung.com