id-64275cd94d445

Maren Martschenko
Beste Entscheidung ihres Lebens? Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:
1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)
Eine der besten Entscheidungen meines Lebens war letztes Jahr zu Beginn des Corona-Lockdowns meinen Selbstlernkurs, das Magnetprodukt-Kit, zu einem supergünstigen Preis zu verkaufen und zusätzlich Webinare für Support anzubieten.
Wie bei vielen Selbständigen war auch bei mir die Auftragslage pandemiebedingt schlecht. Alle Workshops und Vorträge wurden abgesagt. Die Veröffentlichung meines Buchs wurde auf unbestimmt verschoben. In den Social-Media-Kanälen wurde heiß diskutiert, wie man nun mit der Situation umgeht. Es gab zwei Tendenzen: Viele machten nun entweder kostenlose Angebote oder rieten dringend dazu, in der Lage auf keinen Fall die Preise zu senken, um sich nicht unter Wert zu verkaufen. Die Marke würde dadurch nachhaltig beschädigt.
Ich entschied mich für einen dritten Weg. Da ich mit meiner Zielgrupppe, den Selbständigen in einem Boot saß, fragte ich mich, was mir helfen würde. Mir hilft in Krisensituationen aktiv zu werden, Fortschritt zu erleben, gemeinsam mit anderen. Dieses Erfolgsrezept hatte mich schon aus der tiefsten Schreibkrise befreit. Klar war auch, dass sich auf kurz- und mittelfristige Sicht im Präsenzgeschäft nicht viel tun würde. Auch dass meine selbständigen Kund*innen genau wie ich dringend ein neues Angebot brauchten, um heil aus der Krise zu kommen. Gleichzeitig war vorsichtige Zurückhaltung bei der Investition von finanziellen Mitteln angesagt. Wer weiß schon, wie lange die Reserven halten müssen?
Da ich mein Magnetprodukt-Kit genau dafür entwickelt hatte, neue Angebote zu entwickeln, habe ich es zwar nicht verschenkt, aber dennoch so günstig angeboten, dass es sich wirklich jede*r leisten konnte. Normalerweise ist das Magnetprodukt-Kit ein Selbstlernkurs. Weil ich aber schon wusste, dass manche sich schwertun, alleine vor sich hinzuarbeiten und an ich leicht über kleine Stolperschwellen hinweghelfen kann, habe ich während des Lockdowns wöchentlich ein kostenloses Webinar angeboten. Über 100 Menschen kauften das Kit. Aus den wöchentlichen virtuellen Zusammenkünften von Selbständigen aus ganz Deutschland, Österreich, Schweiz und sogar Ecuador entstand eine richtige, aktive Gemeinschaft. Sie stellten ihre Ideen vor, gaben sich Feedback, wuchsen an ihren Aufgaben. Die positive Energie, die daraus entstanden ist, hat auch mich beflügelt.
Gegen Ende des Lockdowns kam die Frage auf, wie ich nun weitermachte. So entstand die Idee zum Magnetprodukt-Club, einer Lernplattform für Solo-, Duo- und Sidepreneur*innen, die mit Spaß und schnellen Erfolgserlebnissen an ihrem Unternehmen arbeiten wollen, um Wunschkund*innen anzuziehen wie ein Magnet. Ich tüftelte und überlegte, wie es gehen könnte, dass sich wirklich jede*r die Mitgliedschaft leisten könnte. Meine Vorbilder waren hier die Lernplattform „Trailhead“ von Salesforce und die Fitness-App „Freelatics“. Dort kann man jeweils im eigenen Tempo seine eigene „Journey“ machen, alleine für sich oder mit anderen.
Der Prototyp startete mit einer Gruppe von 40 Mitgliedern mit einer einfachen technischen Lösung. Im Hintergrund baute ich an der künftigen Plattform. Klar war, dass sie neben dem bereits vorhandenen guten Lerncontent ein richtig cooles Branding braucht, motivierende Gamification-Elemente und unterstützende Community-Features. Ich ging all-in. Mit Zeit und Geld.
Rückblickend finde ich es immer noch erstaunlich und dann auch wieder völlig logisch, dass ich in dem Jahr, in dem mein Auftragsbuch von einem Tag auf den anderen leer war, so viel wie nie in die Weiterentwicklung meines Business investiert habe. Die Entschluss ist mir leicht gefallen – auch weil ich den bestärkenden Rückenwind der begeisterten Mitglieder und meiner Community hatte.
Und begonnen hat alles mit der Entscheidung, das Magnetprodukt-Kit entgegen aller „Experten“-Ratschläge deutlich im Preis zu reduzieren. Meiner Marke hat es nicht geschadet. Im Gegenteil. Das Kit war „talk of the town“ in meiner Ecke des Internets. Heute bin ich noch besser positioniert als davor.
6 1/2 Fragen:
1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?
Meine Intuition.
2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?
Ich habe mal in einem Interview mit Lea-Sophie Cramer den folgenden Satz gelesen: „Soft decision = hard life. Hard decision = soft life.“ Will sagen: Je länger man mit einer Entscheidung herumeiert, desto anstrengender ist das Leben. Umgekehrt wird das Leben leichter, wenn ich eine klare Entscheidung getroffen habe. Schwer fühlen sich Entscheidungen an, solange sie nicht getroffen sind. Deshalb treffe ich Entscheidungen ich am liebsten so schnell wie möglich.
Dabei gehe ich wie folgt vor: Zuerst schaue ich, bis wann ich die Entscheidung spätestens treffen muss. Wenn der Moment noch Monate entfernt ist, brauche ich mir heute noch keine Gedanken machen. Bei Entscheidungen, bei denen ich selbst den Zeitpunkt bestimme, trage ich alles zusammen, was ich brauche, um eine Entscheidung zu treffen. Ich vertraue meiner Intuition. Der Bauch weiß meist schon vor dem Kopf, was richtig ist. Dann geht es ganz fix. Das gilt für die kleinen Entscheidungen des Alltags genauso wie für die großen mit weitreichenden Folgen für den Rest des Lebens. Bislang habe ich keine bereut.
3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?
Die Realität ist eine direkte Folge meiner Entscheidungen darüber, was ich denke, fühle und tue.
4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?
Der kleine Däumling. Es zeigt, dass die scheinbar Kleinen und Unscheinbarsten in entscheidenden Situationen besonders wertvoll sind. Sie können sich nie über Kraft oder Größe durchsetzen, sondern müssen schon immer schlauer sein. Und manchmal – wie beim kleinen Däumling – ist es so, dass sich ein scheinbarer Nachteil als besonderer Vorteil erweist.
5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?
Für mich persönlich ist der Wert der Autonomie am wichtigsten. Ihm zuliebe verzichte ich auch schon mal auf Sicherheit und Anerkennung. Viele eigensinnige Menschen werden das kennen.
6. Wer ist Dein größtes Vorbild?
Meine verstorbene Schwiegermutter. Sie musste während des zweiten Weltkriegs mit ihren Eltern aus politischen Gründen ihr Heimatland verlassen. Als Vertriebene hatte sie, bis sie volljährig war, keinen festen Wohnsitz und keine richtige Schulbildung. Nichts davon hatte sie selbst entschieden und hätte sie sich so ausgesucht. Ihren klugen Verstand, ihre liebevolle Art und ihren Optimismus hat sie sich dennoch nie nehmen lassen. Sie hat das Beste aus den Möglichkeiten gemacht, die sie hatte, und in herausfordernden Situationen Stärke bewiesen. Daran denke ich immer, wenn ich mal in einer schwierigen Lage stecke: Ich habe eine Heimat und habe eine sehr gute Ausbildung genossen. Ich kann frei entscheiden, was ich mache und wie ich mich fühle. Was für ein Glück!
1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?
Sich zu entscheiden, das Positive zu sehen.
Maren Martschenko marenmartschenko.de