Blog Interview Entscheiden Cover Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin mit Susanne Wiedl

Susanne Wiedl

Beste Entscheidung ihres Lebens. Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:

1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)

1998 habe ich von heute auf morgen meinen Job als Eventmanagerin bei einer Münchner Filmproduktion gekündigt und bin für einige Zeit nach Indien. Ich machte eine dreimonatige ayurvedische Panchakarma-Kur in einem Ashram drei Autostunden von Mumbai entfernt und blieb danach noch einige Monate im Land.

Diesen Cut in einer Phase zu machen, in der mein gesamtes Leben völlig im Außen und im höher-weiter-schneller orientiert war, bezeichne ich als die beste Entscheidung meines Lebens. In Indien lebte ich in Askese und Rückzug. Und das hat es damals gebraucht.

Es war der Game Changer für meine Persönlichkeit. Ich kam in Kontakt mit Yogis, von denen so viel Energie ausging, dass es mir an manchen Tagen ein Stück weit die Atmung nahm. Ich lernte die Technik der Transzendentalen Meditation und praktiziere diese seitdem täglich für zweimal 20 Minuten. Ich traf auf Menschen, die mit mir zusammen an meinem IKIGAI arbeiteten. Jeder Tag war pures Glück. Ich habe die Weichen für mein Fühlen, Denken und Handeln gestellt.

Ich bin mir selbst so unendlich dankbar für diese Reise, die ich gegen den Widerstand von Familie und Freunden unternommen habe. Sie alle hatten Sorge um mich, dachten, ich würde komplett abdriften.

6 1/2 Fragen:

1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?

Meine Erfahrungen und meine Emotionen.

 

2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?

In der Entscheidungsfindung bewege ich mich viel. Bewegung macht bei mir Gedanken und Emotionen frei und liefert oft ganz ohne Zutun Antworten auf das, was ansteht. Bewegung in Kombination mit Nature Touch ist die absolute Steigerung. Die Verbundenheit zur blanken Erde zu spüren und tief in sich hineinfühlen, das gibt ein gewisses Urvertrauen. Danach kann die Entscheidung, die man trifft, gar nicht so falsch liegen.

3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?

Da prallen Vergangenheit und Zukunft aufeinander. Entscheidungen treffe ich im Hier und Jetzt mit dem Wissen aus der Vergangenheit und mit dem Gefühl für die Zukunft. Entscheidungen sind für mich abstrahierte Unbekannte. Es wäre ja auch vermessen, hier eine Sicherheit zu erwarten.

4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?

Ich hatte keine so große Lust, Märchen zu lesen oder zu hören. Das war für mich zu unrealistisch. Mein Vater hat mir viele Jahre jeden Abend eine Geschichte erzählt. Die war frei erfunden und handelte von Alltagssituationen. Von bayerischen Kindern. Ich liebte sie, denn damit konnte ich mich identifizieren.

5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?

Ganz klare Antwort: Autonomie. Selbstbestimmung, Eigenständigkeit, innere Harmonie, Handeln nach eigenem Willen, Freiheit. Diese Parameter sind einfach so kraftvoll. Sie machen für mich mein Leben lebenswert. Autonomie ist intrinsisch. Und intrinsisch ist King. Egal wo.

6. Wer ist Dein größtes Vorbild?

Meine Oma. Sie ist so krass realistisch und pragmatisch. Eine Macherin. Zu 100 Prozent authentisch. Und sie jammert nicht. Niemals. Obwohl in ihrem Leben nicht nur die Sonne geschienen hat. Mit ihren 93 Jahren zieht sie jeden Morgen ihr bestes Gewand und ihren Schmuck an und schminkt sich. Genauso, wie sie das früher gemacht hat, wenn sie zur Arbeit oder ins Kaffeehaus ging. „Die Konkurrenz schläft nicht.“ Sagt sie. Und lächelt zufrieden. Vermutlich hat sie deshalb so wenige Falten.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Die Entscheidung, in der Schule das Fach Persönlichkeitsentwicklung würde die Welt zu einem besseren Ort machen. Definitiv. Das würde das Miteinander entscheidend positiv prägen und so manch Toxisches sicherlich verhindern.

Susanne Wiedl    www.idea2text.com