Sandra Maria Bader Bild Interview Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin

Sandra Maria Bader

Beste Entscheidung ihres Lebens? Warum? Und 6 1/2 Fragen dazu:

1. Welche Entscheidung war die Beste, die Du in Deinem Leben getroffen hast? (Und warum?)

Die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe, war es mich selbstständig zu machen.
Ich glaube, im Nachhinein betrachtet war immer schon klar, dass ich eine Frau bin, die selbstbestimmt arbeiten möchte. Ich habe mich nur nie getraut, diesen Schritt zu gehen, wusste auch lange nicht, in welche Richtung die Reise beruflich eigentlich gehen soll.
Im August 2013 war es dann soweit, ich wusste, wo die Reise hingeht. Da fiel der Startschuss für ein neues Leben. Ich habe mich als Therapeutin in eigener Praxis hier in München selbstständig gemacht. Das war schon eine "krasse" Entscheidung, war ich doch mein ganzes altes Leben davor im Marketing und Projektmanagement tätig.

6 1/2 Fragen:

1. Was beeinflusst Deine Entscheidungen?

Ich weiß noch ganz genau wie ich damals, im August 2013 in meinem Einzelbüro eines großen Chemiekonzerns saß. Ich blickte nach draußen und sah einfach Nichts. Da war nichts, kein Baum, kein Himmel, den ich sehen konnte. Nur andere Büros und andere Menschen. Alle waren so arbeitsam, so beschäftigt… ich spürte eine große Traurigkeit in mir aufkommen und da war auf einmal eine laute Stimme in mir die immer und immer wieder sagte: Was willst du in deinem Leben eigentlich erreichen? Soll das wirklich schon alles gewesen sein? Ist das der Sinn deines Lebens?
Die Stimme wurde immer lauter und lauter. Irgendwann hörte ich nur noch diese Fragen, die sich immer und immer wiederholten. Es wurde immer enger in meiner Brust und ich konnte kaum mehr atmen.
Ganz ähnlich ging es mir damals auch in meiner Partnerschaft. Mein Leben war in allen Bereichen einfach viel zu eng geworden und das, obwohl mir alle immer wieder sagten: Sei doch zufrieden! Du hast doch alles, Partnerschaft, einen guten Job und Gleitzeit. Was willst du eigentlich mehr? Ja, was wollte ich eigentlich mehr?
Kurz darauf erhielt ich eine für mich erschütternde Diagnose. Ich war 29 Jahre alt und mein Leben geriet aus den Fugen. Doch dann war es klar: Ich brauche Heilung auf allen Ebenen. Nachdem ich gesund war, buchte ich ein One Way Ticket nach Bangkok und reiste als Frau alleine für 6 Monate um die Welt.
Als ich zurückkam, kündigte ich meinen Job und arbeitete von da an mit Strafgefangenen in der JVA München Stadelheim. Begleitend mache ich den Heilpraktiker für Psychotherapie und spezialisierte mich nach der Ausbildung auf Hypnosetherapie. Ich liebe die Hypnose und ich liebe heute, was ich tue. Meine Berufung ist heute die Arbeit in meinen eigenen Praxen. Ich bin in Mering und München tätig und helfe heute Menschen dabei aus ihren inneren Gefängnissen auszubrechen, hin zu einem selbstbestimmten und kraftvollen Leben.
Die Arbeit mit den Strafgefangenen habe ich beendet. Irgendwann war klar: Mein eigener Ausbruch steht bevor, ich muss es wagen und die Mauern hinter mir lassen. Ich machte mich selbstständig.

2. Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast?

Ich werde erst einmal ganz ruhig und gehe in mich. Ich atme tief durch und schlafe erst einmal darüber. Ich weiß ganz tief in mir dass ich die richtige Entscheidung treffen werde. Das mein Herz und mein Bauch den Weg wissen und mich leiten. Darauf vertraue ich zu tiefst. Am nächsten Morgen weiß ich, was sich richtig anfühlt und gehe diesen Weg.

3. Was haben Entscheidungen aus Deiner Sicht mit der Realität zu tun?

Das ist eine gute Frage über die ich erst einmal nachdenken muss... Ich frage mich gerade: Beeinflussen Entscheidungen nicht die Realität? Und… was ist wirklich real?
Ich glaube unser Leben ist ein permanenter Strom, ein Flow. Ich stelle mir das wie einen Fluss vor, der ständig fließt. Ununterbrochen. Allerdings, davon bin ich überzeigt, immer in die richtige Richtung für uns. Ein Strom unendlicher Fülle für uns, so zu sagen. Die Frage ist nur: Sehen wir das genauso? Oder fühlen wir uns oft so als würden wir mitgerissen werden von der Flut?
Da möchte ich gerne einen Bezug zu der Frage: Wie ist Dein Vorgehen, wenn Du eine schwere Entscheidung zu treffen hast? herstellen.
Gibt es wirklich schwere Entscheidungen oder fällt uns das nur schwer? Ich merke immer wieder, wenn ich auf mein Herz – auf meinen Bauch höre und den Kopf einmal besänftige, sind die Entscheidungen immer gut für mich. Mein Kopf will mir zwar oft etwas anderes einreden, aber mein Herz weiß tatsächlich immer den richtigen und guten Weg für mich.
Daher glaube ich, ich entscheide mich immer richtig. Auch wenn ich das im Nachhinein einmal nicht tue und ich merke, anders wäre es sinnvoller gewesen, ergibt sich doch auch immer daraus etwas Gutes. Ich denke, wir erschaffen uns immer die eigene Realität. Und das ist auch gut so. Jeder Mensch hat seinen ureigenen Weg mit seinen eigenen Entscheidungen darin die ihn so oder so immer auf den richtigen Weg bringen und leiten.
Wir sollten alle mehr in uns und das Leben vertrauen.

4. Welches war Dein Lieblingsmärchen als Du klein warst?

Ich habe alle Märchen geliebt, weil sie immer von meiner Mama vorgelesen wurde. Ich erinnere mich noch wie ich damals in ihrem Arm lag und es genoss, wenn sie laß und mir dabei über die Haare strich. Prinzipiell war mir ganz egal was sie liest, aber ich glaube der Wolf und die sieben Geisslein habe ich gerne gehört. Ich fand es toll, dass alle Geisslein überlebt haben, obwohl sie vom Wolf gefressen wurden!

5. Was ist aus Deiner Sicht am Wichtigsten: Sicherheit, Autonomie oder Anerkennung?

Sicherheit. Die Sicherheit in uns. Das ist für mich das aller wichtigste. Wenn wir uns in uns sicher fühlen dann können wir im Außen alles erreichen, den wir wissen: es erschüttert mich nichts, ich bin stark, ich bin stabil, ich trotze allen Stürmen im Leben.

6. Wer ist Dein grösstes Vorbild?

Katharina Pommer. Ich liebe die Art wie sie Vorträge hält. Ich finde es so berührend, welchen Tiefgang diese Frau hat. Nebenbei ist sie Mutter. Katharina inspiriert mich. Ich wünsche mir eines Tages wie sie, auf großen Bühnen zu stehen und Menschen zu erreichen und zu bereichern. Mein Herz geht auf, wenn ich mir vorstelle das ich danach in ein liebendes Zuhause mit meinem Mann und 2-3 Kindern komme.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Jeder fängt bei sich an. Wenn jeder Mensch erst einmal bei sich anfangen würde, bei sich hinschaut, wäre weniger Zeit für Kriege da. Alles, wirklich ausnahmslos alles hat etwas mit uns zu tun. Jeder Mensch der dir in der U-Bahn begegnet über den du dich ärgerst, hat etwas mit dir zu tun, mit einer Wunde in dir die Heilung möchte. Alles was dich trifft, betrifft dich. Frage dich immer: Warum verletzt mich das so? An was erinnert mich dieses Verhalten, warum ist es so störend und dann: Fang bei dir an bevor du glaubst du wissen, was der andere braucht oder machen muss.

 

Sandra Maria Bader      www.salekra.de