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Alfons Schuhbeck

Gibt es ein Kochrezept für Entscheidungen? Welches? Und 6 1/2 Fragen dazu.

1. Gibt es Ihrer Meinung nach etwas wie ein Rezept bzw. eine Anleitung für gute Entscheidungen, ähnlich wie bei einem Kochrezept? 

Mein Rezept: Ich denke das Projekt zuerst sachlich zu Ende, prüfe dann, ob es authentisch Schuhbeck ist, und stelle mir schließlich die entscheidende Frage: Mache ich das gern?

6 1/2 Fragen:

1. Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen? Aus dem Verstand, dem Gefühl oder einer Mischung von Beidem? Ähnlich der richtigen Gewürzmischung?

Bei den Gewürzen kann ich mich auf das Geschmacksempfinden verlassen. Im Geschäftsleben muss bei Entscheidungen, die nicht auf der Hand liegen, mein Bauch abnicken, was der Kopf will.

2. Welche Entscheidung war in Ihrer Karriere als Koch und Unternehmer besonders wichtig? Und warum?

Ich erkannte in meinen jungen Jahren im oberbayerischen Waging, dass es dort wenig Sinn macht, mit der damals groß in Mode gekommenen mondänen Nouvelle Cuisine Erfolg haben zu wollen. Ich sah meine Chance in der Rückbesinnung auf die regionalen Wurzeln, die Modernisierung traditioneller Rezepte, die Zubereitung regionaler Produkte in zeitgemäßer Leichtigkeit, saisongerecht, naturnah und herzhaft. Diese Entscheidung für eine neue bayerische Küche machte mich populär und löste einen Boom der regionalen Küche in Deutschland aus.

 

Nach 20 Jahren in Waging reizte es mich, in München die gern zitierte neue Herausforderung zu suchen. Die Entscheidung drängte sich mir auch aus zwei andere Gründen auf. Ich hatte den Fehler gemacht, kein Hotel neben dem Kurhausstüberl zu bauen und mich sozusagen als Relais & Châteaux zu etablieren. Und es wurde für meine vielen Münchner Stammgäste immer mühseliger, sich einen schönen Abend in Waging zu machen: die Staus auf der Autobahn, die zunehmenden Radarfallen am Straßenrand, die verschärften Alkoholkontrollen.

3. Wie gehen Sie mit Entscheidungen um, die sich im Nachhinein als falsch oder suboptimal herausstellen?

Statt über hätte, wenn und aber nachzugrübeln, halte ich es lieber mit dem „Fledermaus“-Lied: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“. Das macht den Kopf frei, um neue Chancen zu erkennen und zu nutzen. Ich bin aber lernfähig genug, einen Fehler nicht zweimal zu machen.

4. Was haben Entscheidungen mit der Realität zu tun?

Das Entscheidende, aber in meinem Metier müssen sie auch mit Leidenschaft, Offenheit und Durchhaltevermögen zu tun haben. Und dem Mut, das zu kochen, was man am besten kann, was zum eigenen Haus und in die Gegend passt, statt diesem und jenem Trend zu folgen und ein Koch wie viele andere zu werden.

5. Sie sind ein vielbeschäftiger Unternehmensgestalter, wann und wo finden Sie die Zeit und den Raum dafür?

Ich vertrödele keine Zeit mit Gewesenem und mit Dingen, die ich nicht ändern kann oder die mich nichts angehen. Ich stehe nicht ständig wie ein Dirigent vorm Orchester, sondern gebe meinem Team das Gefühl, ihr könnt eure Instrumente und die Noten auch ohne mich prima spielen.

6. Wie stehen Sie zu dem Satz: Verantwortung zu übernehmen heißt. sich aus der Illusion zu lösen, dass Andere dafür verantwortlich sind.

Als Unternehmer geht’s einem doch wie dem Piloten im Cockpit: Die Technik und das Team können einem alles abnehmen, nur die Verantwortung nicht. Da Entscheidungen ja Befehle sind, die man nicht erhalten hat, sondern sich selbst gegeben hat, bleiben sie im Guten wie im Schlechten Chefsache.

1/2 Welche Entscheidung würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Falls professionelle Hilfe durch einen Psychologen und Coach nichts nützt, sollte man sich in seinem Beruf auf jene Arbeiten konzentrieren, die nicht kreativ und entscheidungsfreudig weitergedacht, sondern gewissenhaft und zügig erledigt werden müssen. Auch das kann sehr befriedigend sein.

Alfons Schuhbeck    schuhbeck.de