Keine Entscheidung, kein Risiko?

Blog Michaela Forthuber #Entscheidungsarchitektin Entscheidung
Wie untrennbar sind Entscheidungen mit unseren Risiken verbunden?
Bedingt das eine automatisch das andere?

Oder anders gefragt, gibt es das eine ohne das Andere? Ich denke, ja und nein, denn der Fokus der Wichtigkeit ist entscheidend. Um so unwichtiger oder nebensächlicher die Wichtigkeit der Entscheidung ist, desto weniger bis gar kein Risiko empfinden wir, wenn wir sie treffen. Kaufe ich heute Zahnpasta A oder B, die Essensauswahl beim Italiener um die Ecke oder!!! schon ein weniger kniffliger, fahre ich mit der 5 er Looping Achterbahn, oder nicht?

Selbstverständlich legen wir unseren Fokus bei größeren Entscheidungen schneller auf die Risiken und sind uns derer bewusst – allerdings nicht immer auch deren Tragweite. Entscheidungen wie Jobwechsel, Ehescheidung, Auswanderung, Immobilienkauf, größere Investitionen usw. haben einen großen Einfluss auf das Leben.

Jedoch empfindet jeder von uns das Risiko anders. Der eine ist ein sogenannter Risk Taker und nimmt vieles, wie es kommt, unter dem Aspekt „no risk, no fun“ und läuft gerade dadurch zu seiner Höchstform auf. Der Andere prüft alle Möglichkeiten und Eventualitäten, die mit der Entscheidung einhergehen könnten und kommt dadurch nicht ins Tun oder wird blockiert. Die Gefahr hierbei ist, jemand anderes entscheidet für einen oder die Situation. Entschieden wird jedoch in jedem Fall.

Die eigene Wahrnehmung ist der Maßstab für das Risikoempfinden und dies lässt uns dann entsprechend zögern oder „all in“ gehen.

Die meisten von uns kennen, wissen und spüren, was für sie selbst ein „Risiko“ ist, haben aber noch nie gelernt damit umzugehen oder es einzuschätzen. Oft denkt man dann bei einer tragweiten Entscheidung: „Jetzt ist guter Rat teuer“. Richtig entscheiden will gelernt sein und bedarf einer Anleitung und Orientierung. Oder haben Sie bereits in der Schule hierfür ein Patentrezept mit auf den Weg bekommen?

Vielleicht, wenn sie sich später im Leben, mit Risiken und Entscheidungen beruflich befasst und etwas in dieser Richtung studiert haben oder auf einer Fortbildung waren. Aber das gilt nicht, für die breite Masse der Menschen. Selbst wenn es so wäre, dann betrifft es ebenso diese Gruppe, da wir neue Orientierungsmodelle in der digitalen Zeit brauchen. Die „alten“ Modelle greifen nicht mehr voll umfänglich und wir können uns nicht mehr darauf verlassen. Sie sind vielfach überholt und erfassen nicht mehr alle, für die Entscheidung benötigten objektiven Features. Da es heute weit mehr Möglichkeiten der Informationsbeschaffung, -erstellung und -prüfung gibt.

Benutzer einer Entscheidungsmatrix oder von Entscheidungsmodellen, wissen oft nicht mehr, wie sie mit der Informationsflut umgehen können und sollen. Das digitale Zeitalter braucht neue Wege, um mit Risiken und deren Entscheidungen umzugehen, bzw. benötigt es als erstes das Bewusstsein dafür.

Denn das Bewusstsein der gesteuerten Informationen, der Filterblase in der sich jeder von uns befindet, bestimmt unsere Ansichten, Vorgehen und Handlungen. Wer objektive Daten nutzen möchte, muss Verschiedenes für sich klar stellen. Es bedarf online Tools ebenso wie offline Tools. Es sollte gerade bei der Internetsuche breit gestreut werden, heißt auch in fremdsprachlichen Ländern. Hinzu kommt oft der Zeitmangel für die Recherche. Oft wird dann, aus der vorliegenden Recherche, ein schnelles Ergebnis präsentiert, in der Hoffnung, es wird schon richtig sein. Hieraus entstehen falsche Einschätzungen, es kann zu Missverständnissen führen, denn unsere Wahrnehmung wird verzerrt.

Ein Beispiel: Wo ist das Risiko hinsichtlich Asthma, Ertrinken, Terrorismus oder einem Flugzeugabsturz am größten?

Entscheiden Sie sich spontan für eines bzw. der Reihenfolge nach,

  1. größtes Risiko,
  2. größtes Risiko,
  3. größtes Risiko und
  4. größtes Risiko.

 

Lösung:

  1. größtes Risiko: haben die Asthmatiker. Laut www.lungenarzt-im-netz.de stirbt alle 2 Stunden ein Asthmatiker in Deutschland, hochgerechnet sind das im Jahr ca. 4380 Menschen.
  2. größtes Risiko: In Statista ist nachzulesen, dass 404 Menschen im Jahr 2017 ertrunken sind. Kommen wir nun zum
  3. größten Risiko in der Aufzählung, weltweit, sind 136 Menschen, im Jahr 2015 bei einem Flugzeugunglück (www.iata.org) ums leben gekommen.
  4. größtes Risiko: Zuletzt bleiben die terroristischen Attentate, denen in Deutschland, 21 Menschen im Jahr 2016, zum Opfer vielen und 1 Person in 2017 (wikipidia.org) Hätten Sie es gewusst?

 

Das genannte Beispiel ist dem Buch, „Entscheiden ist einfach“ entnommen, weil es hervorragend aufzeigt, das unsere Wahrnehmung etwas anderes empfinden kann, als die objektiven Zahlen darstellen.

Heißt, wir Menschen sind verunsichert, haben Angst vor Dingen, Situationen die vielleicht gar nicht in diesem Maße existieren und wir sind blind dafür. Seit dem Beginn des digitalen Zeitalters, Social Media, Big Data, Analytica und weiteren Technologien, verschärft sich dieser Zustand mehr und mehr. Die Wahrnehmung kann beeinflusst, verschoben, verändert werden von uns, durch uns und durch dritte.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass wir „verstehen“, die Verantwortung tragen, einen Standpunkt haben und somit Grenzen setzten können. An diesen Grenzen können sich andere orientieren und wir selber können ebenfalls immer wieder auf’s neue die Stimmigkeit der eigenen Grenzen prüfen. Gefordert sind nachhaltigen Methoden, mit denen jeder für sich gut umgehen kann und dadurch zur Orientierung in seiner Realität kommt.

Diese Orientierungsmodelle müssen für jeden zugänglich sein und bereitgestellt werden, damit diese jeder bewusst erfahren, lernen und umsetzen kann.

Ein weiterer Ansatz, der hinzugezogen gehört, ist das Embodiment. Unter Embodiment versteht man in der neueren Kognitionswissenschaft, dass der Körper ein Bewusstsein braucht, also eine physikalische Interaktion voraussetzt wikipedia.org. Mit anderen Worten, der Körper muss ins „denken“ mit einbezogen werden. Wie oft ist es der Fall, dass wir bei schweren Entscheidungen ein „mulmiges“ Gefühl haben, somatische Marker aus vergangenen Erfahrungen und Erlebnissen gesetzt wurden. Warum dies nicht mit einbeziehen und in der Entscheidungsfindung berücksichtigen? Schließlich will uns der Körper auf seiner Kommunikationsebene etwas mitteilen.

Hier wird dann neben den Zahlen Daten Fakten (Kopf, Verstand) basierten Orientierungsmodellen bzw. Entscheidungen, enormes Potenzial hinzugezogen. Eine wichtige Grundlage bildet das Triadische System, denn es erweitert den Verstand, um zwei weitere Entscheidungszentren.

Der Verstand oder Kopf, der den oben genannten und vielen hier nicht weiter erwähnten Einflüsse der Wahrnehmung unterliegt, wird in der Triade um das Herz- und das Bauchzentrum ergänzt.

 

 

Warum ist das wichtig? Weil wir die künftige Informationsverarbeitung erweitert angehen können und das vertikale Denken verschiedene Sichtweisen und Wahrnehmungen zulässt. In diesem Dreiklang kann Entscheidungssicherheit und Orientierung gewonnen werden. Es zeigt sich in welchem Zentrum das Thema, die Entscheidung, blockiert ist und es kann gezielt berücksichtigt werden.

Das Herz verkörpert den Prozess der Inspiration, hier entstehen neue Ideen und Kreatives wird auf den Weg gebracht. Kontakt und Beziehung ist für dieses Zentrum eine wichtige Grundlage. Der Bauch dagegen ist für die Intuition zuständig und steht für Raum und Autonomie. Dies kann ein plötzliches Erahnen sein, oder die Reflexion auf beruhendem Erkennen, Erfassen eines Sachverhaltes. Mit dem Bewusstsein über diese 3 Bereiche und deren Einbeziehung ist der Kopf nicht mehr alleine „nur rund damit er beim denken seine Richtung ändern kann“. Sondern erhält zwei weitere Zentren, damit er nun auch in die Vertikale gehen kann.

Die richtigen Fragen zu den Zentren gestellt und dem Wissen um den eigenen Entscheidungscharakter, der einmalig ist, wie der eigene Fingerabdruck, eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Entscheidungssicherheit.

Das triadische System und der eigene Entscheidungsraum bieten Orientierung für die gegenwärtige Situation und zeigen auf, wo das Potential für die Zukunft liegt. Somit bleibt zu sagen: Orientierung klärt, denn Gewissheit trifft die beste Entscheidung.

Es ist wichtig, in diesem digitalem und analogem Informationszeitalter, aus sich heraus in Selbstgewissheit agieren zu können und nicht in Überforderung zu reagieren. Würden wir nur noch reagieren bedeutet dies, die Autonomie der Entscheidung verloren zu haben. Sich unsicher zu fühlen und keine Klarheit zu besitzen, ob es der richtig eingeschlagene Weg ist und zudem geht der Kontakt zu sich und den anderen womöglich verloren.

Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht unsere Aktion zu wählen. In unserer orientierten Entschiedenheit liegt Wachstum und Entwicklung. Frei nach Viktor Frankl.

Und darum geht es, mit jedem Risiko und jeder Entscheidung, die wir eingehen, zu wachsen. Ob dies nun das persönliche Wachstum oder das einer Firma ist, spielt dabei keine Rolle. Nur wer für sich gewisse Risiken eingeht, diese Räume bewusst betritt und richtig entscheidet, ist Gestalter seiner Realität und formt damit seine eigene Wirklichkeit. Dies bedeutet, dass Lebensziele definiert, umgesetzt und erreicht werden.

Viel Spaß beim Erforschen und Entdecken der eigenen effizienten Entscheidungsfindung.
Michaela Forthuber
BusinessConsultant *  Strategieberatung

#Entscheidungsarchitektin #FUN Munich

 

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Forthuber

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